Mit dem Auto nach Rostock von Karlsruhe aus ist ein ordentliches Stück, knapp 800km um genau zu sein. Aber das war es mir wert. Schliesslich wollte ich mir damit auch selbst einen Traum erfüllen. Auch wenn man dafür 15h Auto fährt um ein 90 Minuten Gespräch zu führen. Am Vortag bin ich dann abends gegen 19h in Rostock angekommen, ins Hotel eingecheckt und noch am Hafen entlang spaziert. Direkt dann vor der AIDA Zentrale Abendessen am Wasser bei einer wunderschönen Aussicht auf den Sonnenuntergang . Natürlich wollte ich am nächsten Tag nichts dem Zufall überlassen, weshalb ich auch schon am Abend geschaut habe, wo sich alles genau befindet.
Top ausgeschlafen gings dann erstmal zum Frühstücken in die Stadt, danach ein bisschen durch die Fussgängerzone und ins KTC, das Kröpeliner Tor Center. War jetzt nicht wirklich gross aber immerhin war ich ja nicht zum Shoppen da.
Habe mich dann langsam aber sicher in Richtung AIDA Zentrale begeben. 25 Minuten zu früh, aber besser etwas zu früh als auf den letzten Drücker. Zuerst in eine Besucherliste eingetragen, dann ein Besucherschild zum anclippen bekommen und erstmal Platz genommen in der Lobby. Die Wartezeit hab ich genutzt um nochmal ein bisschen mein Wissen über die Firma aufzufrischen, da auf dem Tisch vor mir einige AIDA Magazine ausgelegt waren.
Nach kurzer Wartezeit wurde ich dann von einer HR Mitarbeiterin sehr freundlich willkommen geheissen und es ging ins Nebengebäude in ein kleines Besprechungszimmer. Dort wartete auch schon die Fachabteilungsleiterin für Administration & Housekeeping. Nach einer kurzen Begrüßung erwarteten mich dann die üblichen Fragen wie „Warum unser Unternehmen“, „warum aufs Schiff“, „warum sollten wir Sie nehmen?“. Danach folgte etwas Smalltalk auf Englisch, ich beschrieb meine „main tasks“ meiner letzten Position und nach 4 Minuten war der kleine Englisch Test schon wieder rum, alles halb so wild.
95% der AIDA Gäste sind Deutsche, Englisch ist die Crewsprache. Man muss sich schliesslich mit 25 Nationen verständigen können, wenn man irgendwas benötigt. Der Filipnio in der Laundry wird mit einer deutschen Frage recht wenig anzufangen wissen. Und auch bei Landgängen sollte man sich einigermassen zu helfen wissen, wofür aber ein normales Schulenglisch ausreichen sollte. Zur Not kann man sich ja ein kleines Wörterbuch einstecken wenn man sich unsicher ist.
Im weiteren Gesprächsverlauf habe ich viel über die Firma erfahren, wer sich vorher aufmerksam das Firmenportrait durchliest kann hier Punkte sammeln. Somit konnte ich dann alle Namen der Schiffe aufzählen als ich danach gefragt wurde. Ebenso dass die Schiffe unter italienischer Flagge laufen, war eine der kleinen Fragen über die AIDA Flotte. Schon im Gespräch bekommt man auch viele nützliche Infos über das Leben an Bord, die Möglichkeiten für Mitarbeiter, die Karrierechancen bei AIDA, das Gehalt, alle Infos über den Arbeitsvertrag u.v.m.
Beispielsweise gibt es einen kleinen Pool für die Crew, ein Sonnendeck, TV auf den Kabinen, man kann sich Bücher ausleihen und und und. Nach Rücksprache mit dem Abteilungsleiter an Bord kann man sich einen sog. Leisure Pin holen, quasi eine Erlaubnis sich mal unter die Gäste zu tummeln und auf einen Drink an der Bar vorbeizuschauen. Super Sache! Allgemein legt AIDA sehr viel Wert darauf dass sich die Mitarbeiter wohl fühlen. Denn auch wenn das alles so schön klingt, darf man nicht vergessen, dass man hier für einen unvergesslichen Urlaub der Gäste sorgt und zum Arbeiten da ist, nicht selbst einen 6 Monate Urlaub verbringen!
Nach 1 1/2 Stunden Interview wurde ich dann wieder verabschiedet und mit einem sehr positivem Eindruck setzte ich mich ins Auto Richtung Karlsruhe. Ich sollte nochmal alles überdenken und dann 2 Tage später Bescheid geben. Schon auf der Autofahrt machte ich mir so meine Gedanken, wie es wohl sein würde auf so einem Schiff zu arbeiten und dazu auch noch nachts. 180 Tage Nachtdienst, jede Nacht, kein freier Tag, Wohnen auf 8qm² mit einem Kollegen. Auf der Gegenseite standen dann aber Werte wie Erfahrungen sammeln, viel von der Welt sehen, eine Herausforderung! Und das liebe Geld darf man natürlich auch nicht verachten. Man spart sich eben einiges und hat auch nicht unbedingt immer die Möglichkeit besonders viel auszugeben, also sammelt sich auf dem Konto auch ein kleines Polster über dass man sich nach 6 Monaten dann freuen kann. Aber genug nachgedacht, ich bin nur der eine Part, schliesslich habe ich keine Zusage erhalten und muss erstmal auf das Telefonat warten. Ich will – ob AIDA auch mich will?